Festspiel 2008
Der Rosenwirt von Wimpfen
Ein historisches Schauspiel von Gerhard Gruber, frei nach dem Roman des Wimpfener Heimatdichters Konrad Fron
Regie: Jochen Müller
Wir freuen uns, dass wir die Geschehnisse auf dem Kopfsteinpflaster und in den engen Gassen unserer Stadt wieder zum Leben erwecken konnten und möchten uns an dieser Stelle nochmals für alle Unterstützung, die wir erhalten haben bedanken.
Der geschichtliche Hintergrund
Eine Revolution in Wimpfen, zu einer Zeit, als die Stadt die Bezeichnung Bad noch nicht führte!
Revolution - die gewaltsame Änderung eines bestehenden gesellschaftlichen, politischen Zustandes!
Barrikaden, Schießereien, Explosionen, Verletzte, Tote. Das sind doch die Gedanken, die jedem bei diesem Begriff sofort in den Kopf kommen. Und das in dieser so beschaulichen Stadt?
Wie kann das sein? Was haben sich die Macher des Schauspielvereins nur dabei gedacht?
Die Geschichte hat einen ganz realen, für viele der damaligen Bürger der reichsfreien Stadt einen geradezu existenzbedrohenden Hintergrund. Trotz aller Unabhängigkeit der Stadt und der im
Vergleich zu den meisten anderen in Deutschland lebenden Menschen großen persönlichen Freiheiten der Bürger, gab es natürlich auch hier eine Stadtverwaltung, in der Posten teils auf Lebenszeit
verliehen waren und sich nach und nach auch eine so genannte Vettern- wirtschaft eingeschlichen hatte.
Zwangsläufig brachte dies nicht immer die Besten nach vorne und oft war der Blick mehr auf den eigenen Vorteil, denn auf die Belange der Bürgerschaft gerichtet. In Wimpfen war dies damals die
Saline, in der aus ähnlichen Gründen auch nicht gerade die wirtschaftlich und wissenschaftlich best Ausgebildetsten in den führenden Stellen saßen.
Gewinnsucht, Vorteilnahme und schlichte Dummheit führten in der letzten Hälfte des 18 Jahrhunderts innerhalb weniger Jahre fast zum Zusammenbruch von Stadt und Saline.
Der 30jährige Krieg hatte große Armut über die Stadt gebracht. Die Verschuldung und Abgaben durch Türkenkrieg und Spanischen Erbfolgekrieg war enorm, die Salzbohrungen 1752 kosteten immense
Summen. Spekulative Bohrungen ohne nötigen Sachverstand, für die horrende Investitionen nötig waren, die wiederum durch Kredite finanziert werden mussten und
ein Ausbleiben der erhofften Salzausbeute führten in den Ruin.
Allein schon die Schuldzinsen überstiegen bald die Erträge.
Zwangsläufig brachte der besondere Status der Stadt all dies bis an den kaiserlichen Hof in Wien. Eine kaiserliche Kommission übernahm 1775 quasi die Führung von Stadt und Saline. Nur durch tiefe Einschnitte konnte die Lage noch in den Griff bekommen werden.
Es entstand ein 10-Punkte-Programm zur Schuldentilgung.
Am letzten Punkt "Die Bürgerschaft begnügt sich mit 1 Klafter Holz und 200 Büscheln Reisig a’ Mann und der entzogene Teil des Holzes wird zur Schuldentilgung benutzt" entzündete sich letztlich
der Zorn des Volkes.
Niemand wollte auf ein seit dem Jahr 1233 bestehendes Recht verzichten...........
Die Bürger legten Beschwerde beim Kaiser ein, sie verschlossen die Stadttore, damit niemand in den Forst zur offiziellen Holzversteigerung kommen konnte bis hin, dass sie eigenmächtig ihren Holzbedarf aus dem Forst abfuhren.
Im Revolutionsjahr 1783 kam es zur Eskalation: keiner der Bürger war zur Ableistung der Handtreue (Eid) bereit und sie weigerten sich, das kaiserliche Edikt zu beachten. Militärische Hilfe wurde angefordert und eine zusammengerottete Bürgerschaft auf dem Marktplatz führte zu bedrohlichen Spannungen. Hier versuchte der Rosenwirt, selbst als Rädelsführer mit 9 anderen verhaftet, die zusammengelaufene Menge zu beruhigen. Versuche einiger Bürger, die Stadt an die Kurpfalz zu übergeben scheiterten und zum endgültigen Zusammenbruch des Widerstands führte der Misserfolg einer Delegation zum Kaiser, der sie mit dem Satz "Habt ihr Schulden gemacht, so zahlt sie auch!" nach Hause schickte.
Die Bürger leisteten nun ihren Beetheid, die Truppen zogen ab und die weiteren persönlichen Schicksale wurden nun durch Prozesse, Haft und Geldstrafen, aber auch durch Unterstellungen, Diffamierungen und gesellschaftliche Ausgrenzung bestimmt.
Für das Ende des Rosenwirts gibt es 3 Varianten. 1. die historische: er stirbt eines natürlichen Todes 2 Jahre nach seiner Frau 1786, 2. Fronhäuser lässt ihn während eines Hochwassers bei einer Hilfeleistung im Neckar ertrinken und 3. im Festspiel ist der Rosenwirt, als Retter von 5 Bürgern während des Hochwassers, der Held der Stadt.